Livigno wird noch grüner

Wir haben keinen Plan(et) B! Umweltschutz geht uns also alle an. Eines ist klar: Der Tourist der Zukunft fährt nicht mehr nur in die actionsreichste oder familienfreundlichste Region, sondern (auch) in die nachhaltigste. Das hat Livigno erkannt und spielt in Sachen Nachhaltigkeit schon eine Vorreiterrolle.


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Klimaerwärmung: das klügere Skigebiet sorgt vor

Livigno liegt – gut versteckt zwischen Engadin und Ortleralpen – auf 1816 Meter Seehöhe. Allein die Höhenlage und die klimatischen Besonderheiten des Hochtals garantieren von Mitte Oktober bis Mai Naturschnee in rauen Mengen. Um dennoch möglichst wenig wasser- und energieverbrauchenden Kunstschnee herstellen zu müssen, nutzen die beiden Skigebiete „Mottolino“ und „Carosello“ das „Snowfarming“, also die „Übersommerung“ des wertvollen Naturschnees. So können Langläufer bereits im Oktober die Höhentrainingsloipen auf 1800 Metern nutzen. Als Reaktion auf die globale Erwärmung hat Livigno aber auch begonnen, in Alternativen zum Skifahren und in spannende Frühlings- und Sommeraktivitäten zu investieren.

No Plastic: Livigno ist seit 2020 Plastikfrei

Die Natur ist Livignos kostbarstes Erbe. Um dieses Erbe – trotz von Jahr zu Jahr steigender Touristenzahlen – zu bewahren, hat Livigno beschlossen, dem europäischen Gesetz vorzugreifen, das die Verwendung von Einwegartikeln aus Plastik ab 2021 verbietet. Livigno verbannt Plastik also seit Juni 2019 konsequent aus dem Hochtal. Öffentliche Gebäude wie Gemeindehaus, Tourismusbüros, Aquagranda usw. sind seit dem 1. Juni 2019 plastikfrei. Dieses lokale Gesetz wurde am 1. Januar 2020 ebenso allen Restaurants, Hotels und Geschäften in Livigno auferlegt. Das bedeutet, dass in ganz Livigno keine Gegenstände aus Einwegplastik wie Plastikbecher, Strohhalme, Plastikflaschen usw. verwendet werden dürfen.

Strom statt Benzin & Diesel: Livigno setzt voll auf E-Mobilität

Die Verkehrswende ist elektrifiziert: Livigno fördert mit 12 kostenlosen (!) Stromtankstellen im ganzen Hochtal die Nutzung von Elektroautos. Zudem gibt es rund um Livigno und auf einigen Berghütten insgesamt 10 Akkuladestationen für Elektrofahrräder. Das Dorfzentrum von Livigno selbst mit seinen vielen Duty-Free-Läden ist eine Fußgängerzone. Im Januar 2019 wurden sechs automatische Kontrollpunkte mit Videoüberwachung installiert, um den Verkehr aus dem Dorfzentrum herauszuhalten und eine verkehrsberuhigte Zone zu schaffen. Nur Bewohner des Dorfzentrums von Livigno bekommen die Erlaubnis, diese Zonen zu befahren.

Hier macht das eigene Auto Nickerchen - den Gratis Bussen sei dank

Schon vor 30 Jahren hat Livigno ein System von kostenlosen Bussen geschaffen, das Einwohnern und Gästen eine grüne Alternative zum eigenen Auto bietet. Fünf Buslinien im Winter und drei Buslinien im Sommer ermöglichen es heute jedem, sich ohne Fahrkarte durch Livigno oder nach Trepalle, einem höhergelegenen Ortsteil von Livigno, chauffieren zu lassen. Seit 2019 verbindet die Buslinie „Ski Link“ in nur 10 Minuten Fahrzeit die Skigebiete „Mottolino“ und „Carosello“ miteinander. Zudem gibt es drei Buslinien, die Livigno mit der Schweiz verbinden. Apropos: Seit 2014 ist Livigno in den Schweizerischen Verkehrsverbund integriert. Das bedeutet, dass man mit einem Schweizer Fahrschein ohne Zusatzkosten auch nach Livigno fahren kann.

Investitionen in die Zukunft: Neubauten und Recycling

Alle Neubauten in Livigno müssen seit 2018 auf erneuerbare Energien (Solar, Erdwärme, Biomasseenergie, Holzhackschnitzel, Pellets usw.) setzen. Alle neuen Häuser müssen über Grünflächen und hydrogeologische Entwässerungssysteme verfügen, um Überschwemmungen nach Regen oder Schneeschmelze zu vermeiden. Neubauten müssen der Energieklasse A oder A+ entsprechen. Abfälle reduzieren ist gut, den Rest richtig recyceln ist besser! 2019 wurden in Livigno mehr als 30 „Molok-Gebiete“ mit unterirdischen Behältern geschaffen, die im Vergleich zu Abfallbehältern von Hotels und Geschäften mehr Fassungsvermögen haben. Bis 2021 wird es in ganz Livigno 60 solcher Molok-Gebiete geben. In allen Hotels hängen Plakate, die den Gästen alle Infos für richtiges Recycling vermitteln.

Livignos Spassbad "AQUAGRANDA" wird Grün

Europas höchstgelegener Wellnesspark will bis zur zweiten Hälfte des Jahres 2021 eine Zero-Impact-Struktur in allen Bereichen erreichen. Einige der wichtigsten Maßnahmen: Der derzeitige Heizkessel wird durch LNG-Brennstoff (Liquid Natural Gas) ersetzt. Zudem wird die Anzahl der Sonnenkollektoren erhöht, so dass insgesamt 350 kWh an nachhaltigem Strom erzeugt wird. Der restliche Energiebedarf des Aquagranda wird aus Windkraft mit Ökostrom-Zertifikat hinzugekauft.

Olympia 2026: Livigno setzt voll auf Nachhaltigkeit

Die Olympischen Winterspiele kommen 2026 nach Mailand und Cortina – und nach Livigno! Hier im „Klein-Tibet der Alpen“ finden die Snowboard- und Freestyle-Rennen statt. Es sollen nachhaltige Olympische Spiele sein, das bedeutet: Die Olympischen Spiele passen sich Livigno an, nicht umgekehrt. Funpark, Sprünge, Pipes, Zuschauertribünen usw. werden wieder abgebaut, das Olympische Dorf wird in bereits bestehende Gebäude integriert, um den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten.

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